Impfen ist ein Gebot der Solidarität

Eine Person wurde mit einer Spritze in den Oberarm geimpft. Der Arzthelfer drückt mit Watte auf die Wunde.
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Impfungen sind sinnvoll und schützen nicht nur einen selbst, sondern auch die Bevölkerung insgesamt. Die Impfquote von eingeschulten Kindern liegt bereits bei über 90 Prozent und steigt weiter. Handlungsbedarf besteht vor allem bei Erwachsenen. Eine generelle gesetzliche Impfpflicht halten wir allerdings nicht für einen geeigneten Weg, um die Impfquoten gerade bei Erwachsenen weiter zu erhöhen. Wir schlagen stattdessen niedrigschwellige Lösungen vor.

Regelmäßig wird über eine generelle gesetzliche Masern-Impfpflicht in Deutschland diskutiert. Masern sind eine gefährliche Infektionskrankheit, die zu schweren bleibenden Gesundheitsschäden oder sogar zum Tod führen kann. Klar ist für uns: Impfen ist ein Gebot der Solidarität. Impfungen dienen nicht nur dem persönlichen Schutz, sondern sie schützen die Bevölkerung insgesamt vor größeren Infektionsausbrüchen. Außerdem schützen Impfungen auch Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürfen. Ein Problem mit niedrigen Impfquoten gibt es allerdings nicht so sehr bei den Kindern, sondern bei Erwachsenen. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation, eine Impfquote von mindestens 95 Prozent, wird für die Masern-Erstimpfung bei Kindern in Deutschland erreicht. Sie lag nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts bei 97,4 Prozent und bei der Masern-Zweitimpfung bei etwa 93 Prozent.

Diese Zahlen zeigen, dass die von der WHO empfohlene Impfrate von mindestens 95 Prozent auch bei der zweiten Impfung bei Kindern relativ schnell erreicht werden kann. Hierbei setzen wir vor allem auf Aufklärung und Information. Wir sprechen uns außerdem dafür aus, einen Impfnachweis zur Voraussetzung für den Besuch einer Kindertagesbetreuungseinrichtung zu machen. Das ist aus unserer Sicht sinnvoll und vertretbar, um Kinder und Erwachsene, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, gegen eine Infektion durch Masern zu schützen.

Bei den über 30-jährigen sind die Impflücken allerdings bedenklich und liegen bei über 50 Prozent. Es ist aber kaum vorstellbar, wie eine generelle gesetzliche Masern-Impfpflicht für Erwachsene durchgesetzt werden könnte. Zudem müssen auch mögliche negative Folgen einer solchen Impfpflicht bedacht werden. Expertinnen und Experten befürchten beispielsweise, dass die ohnehin niedrigen Impfquoten bei anderen Infektionserkrankungen weiter sinken könnten.

Stattdessen sollten systematisch Impfbarrieren verringert und die Impfbereitschaft durch Aufklärung gesteigert werden. Hausärztinnen und Hausärzte sollten ihre Patientinnen und Patienten gezielt einladen können, um den Impfschutz zu vervollständigen. Ein digitaler Impfpass soll sicherstellen, dass niemand mehr nach seinem Impfpass suchen muss und die Informationen zum Impfstatus immer aktuell sind. Eine App auf dem Smartphone könnte an eine fällige Impfung erinnern. Der Öffentliche Gesundheitsdienst sollte zum Beispiel in Kitas, Schulen oder Betrieben aufklären und impfen. Regelmäßige Impferinnerungen beim Besuch in der Arztpraxis oder im Krankenhaus sind ebenfalls notwendig. Wichtig wäre auch, dass Kinderärzte Erwachsene impfen dürfen. Dann können ungeimpfte Eltern sich zusammen mit ihren Kinder impfen lassen.

Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Impfquoten bei Masern auf mindestens 95 Prozent erhöhen, die Impflücken schließen und so einen Beitrag dazu leisten, dass die Masern endlich eliminiert werden.